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Im CVJM kennengelernt: die Band „Sarah rockt“

Sie redet viel, er wenig. Er entscheidet schnell, sie braucht ihre Zeit. Sarah Richter und Vladi Shusterman sind grundverschieden – und doch Seelenverwandte, sagen sie. Ihre gemeinsame Liebe gilt der Musik. Die beiden lernten sich bei TEN SING, der Musik-Kultur-Arbeit des CVJM, kennen. Zusammen haben sie eine Band gegründet
und ihre erste eigene CD aufgenommen. Das Porträt einer besonderen Freundschaft.

 

»Hallo, wie geht’s?« »Danke, gut.« Ein bisschen Smalltalk hier, ein paar nette Worte da. Dann beginnt die Bandprobe. Sie am Klavier. Er an der Gitarre. Sarah und Vladi haben kaum miteinander gesprochen, da machen sie schon gemeinsam Musik. Auf einer »Homezone«, einem TEN SING-Gottesdienst in Berlin, den sie musikalisch begleiten sollen, lernen sich die beiden 2014 kennen. »Man denkt immer: Gute Musiker, die spielen einfach zusammen, aber es muss auch menschlich passen«, erklärt Vladi. »Sarah und ich haben uns von Anfang an ohne Worte verstanden.«

 

Total unterschiedlich
Seelenverwandtschaft ist ein großes Wort. Es bedeutet den meisten mehr als die bloße Zuneigung zu einem anderen Menschen, gilt als eine Art außergewöhnliche Freundschaft. Der Duden definiert Seelenverwandtschaft als »Übereinstimmung
oder große Ähnlichkeit der Art zu empfinden«. Und wie ist das bei Sarah und Vladi? »Wir sind total unterschiedlich«, sagt Sarah und lacht. »Anfangs überlegte ich immer, ob mich Vladi überhaupt mag. Wir trafen uns häufiger, um Musik zu machen. Aber er redete wenig. Irgendwann meinte er: ‚Ach Sarah, es gibt wirklich keinen Musiker, mit dem ich mich so gut verstehe wie mit dir!’ Für ihn hat es gepasst, deswegen musste er nicht viel sagen. So ist er halt.«

 

Es ist die Liebe zur Musik, die beide gleich verbindet, gemeinsam eine Band gründen lässt und die ihre Freundschaft festigt. Ihre Leidenschaft für Musik entdeckt Sarah (23) schon im Kindesalter und entwickelt sie bei TEN SING im CVJM Brandenburg weiter. Eigentlich schreibe sie schon Songs, seitdem sie 14 Jahre alt ist, verrät sie. Später bewirbt sie sich für ein Studium der Popmusik in Osnabrück, wird zur Aufnahmeprüfung zugelassen – und angenommen. Doch Sarah spürt schnell den Druck, dem sie sich damit aussetzt. Nach vier Semestern bricht sie das Studium ab: sich neu sortieren, die Leichtigkeit im Leben und in ihrer Musik wiederfinden. Heute
studiert sie Soziale Arbeit in Dresden.

 

»Sarah ist ein interessanter Mensch und eine krasse Musikerin«, findet Vladi. Der 24-Jährige stammt aus Dresden, lebt aber bereits seit fünf Jahren in Berlin. Er hat ein Freiwilliges Soziales Jahr beim CVJM-Ostwerk absolviert und im Anschluss begonnen, Musikwissenschaften an der Humboldt-Universität zu studieren. Nebenbei arbeitet er als Werkstudent beim Musik-Label Universal. Dort sieht er, wie Stars »gemacht«
werden und was es heißt, mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als Sarah ihn fragt, ob er eine CD mit ihren Liedern aufnehmen will, sagt er sofort ja. »Das war eine ganz pragmatische Entscheidung. Ich mag einfach die Musik von Sarah. Ich mag’s mit ihr zu spielen und Auftritte zu machen.« »Bam! Das meine ich. Vladi ist immer sehr direkt«, erwidert Sarah. »Er hat für sich klar, was gut ist. Und ich bin eher kritisch
und will noch mal fünf Nächte drüber schlafen.«

 

Ein »Go« von Gott
Der Weg bis zum Album war für Sarah deshalb auch ein langer Prozess. »Ich habe mich in den letzten Jahren sehr intensiv damit beschäftigt, wer ich bin. Auch in Bezug auf Gott habe ich sauviele Antworten gebraucht.« Während dieser Zeit entstanden mehrere Songs. Sie zu schreiben sei wie »ein Ventil«, erklärt Sarah. Die Lieder spiegeln Gedanken und Gefühle, die in ihr gärten. Mal handeln sie von Liebe oder Selbstzweifeln, mal von Gerechtigkeit und Mut oder ihrem Leben mit Gott. »Irgendwann war mir klar: ‚Okay, Sarah, du schreibst diese Songs, du wirst sie auch aufnehmen. Ich wusste plötzlich, das ist jetzt dran und ich habe ein ‚Go’ von Gott
bekommen’.«

 

 

Gemeinsam arrangieren Sarah und Vladi die Songs und entscheiden schließlich, welche aufs Album kommen. In einem Tonstudio nahe Dresden nehmen sie zusammen mit Schlagzeuger Henning, dem dritten Bandmitglied, das Album »That Girl« auf. Neun Songs in sechs Tagen. Während sich andere Musiker dafür zwei Monate im Studio einschließen, ist es für die Band „Sarah Rockt“ vor allem eine finanzielle Frage. Etwa 8.000 Euro kostet die Produktion des Albums. Sarah investiert ihr Erspartes. Doch das reicht nicht.

 

Um sich nicht zu verschulden, starten sie eine Crowdfunding-Kampagne. Ziel: 3.333 Euro sammeln. Binnen neun Wochen haben sie das Geld zusammen. Und noch mehr: Über 70 Unterstützer spenden über 4.600 Euro. Von ihrem Glück und ihrer ersten eigenen CD erzählen sie sogar dem UPS-Mann, der die Kartons mit den gepressten CDs anliefert. »Wir waren so aufgeregt, und er meinte nur so: Ich will gar nicht wissen, was drin ist. Das geht mich nämlich nichts an.«, erinnert sich Vladi und lacht.

 

Von Beruf Musiker ist der Traum vieler junger Menschen – das wissen auch
Sarah und Vladi. Sie mache keine Musik, um reich zu werden oder von einer Million Instagram-Followern Bestätigung zu erhalten, erklärt Sarah. »Ich weiß einfach, dass unsere Mucke geladen ist. Das ist nicht nur nettes Pop-Geschranze. Wir wollen nicht nur schöne Musik machen, sondern Leute berühren. Und dazu muss
es einfach echt sein.« Und wovon träumen sie? Sie würden gern einmal als Vorband von der Gruppe »Wir sind Helden« spielen, wenn die wieder auftreten. Oder einmal vor 60.000 Leuten am Hockenheim Ring, schwärmt Vladi. Ab März geht »Sarah Rockt« auf Tour. Ihre Songs, die Soul-, Rock- und Popelemente vereinen, stellen sie deutschlandweit in Clubs, Jugendzentren und Bars vor.

 

Das Album hat die beiden einander noch näher gebracht. Sicher habe es auch Meinungsverschiedenheiten gegeben, schildert Sarah. Manchmal nerve sie der Sarkasmus von Vladi. Immer noch einen lustigen Spruch draufsetzen, wenn sie es doch ernst meine. Aber ob sie Seelenverwandte seien? Da muss Sarah keine Sekunde
überlegen: »Ja!«, ruft sie. »Es gibt etwas Verbindendes und etwas Verbindliches in unserer Freundschaft. Ich kann immer auf Vladi zählen, obwohl wir geografisch oft getrennt waren. Die wenigste Zeit waren wir an einem Ort zusammen. Dieses blinde Verstehen, was durch die Musik entsteht, das trägt uns.«

 

Sabrina Becker

Der Artikel erschien erstmals im CVJM Magazin für das CVJM-Ostwerk 2/2019.

 

Am Samstag, 13. April 2019 um 19.30 Uhr tritt »Sarah Rockt« in der Sendung »Gott
sei Dank« bei Bibel TV auf. Die Sendung ist bereits einen Tag zuvor in der Mediathek des ERF zu sehen. Wer die CD bestellen oder die Tourdaten erfahren möchte, geht auf
www.sarahrockt.de. Einige Songs aus dem Album »That Girl« gibt's auch zum Anhören
auf Spotify.com.